Der Anschlag auf das World Trade Center

und der Achilles-Mythos

 

"... Über ihnen (der Hölle) sind Neunzehn ..." berichtet der Koran in der Sure 74, Vers 30. Genau 19 selbstmörderische Islamisten waren es, die durch ihr konkretes Eingreifen am 11.09. die Welt verändert haben. Seit diesen schrecklichen Ereignissen hören wir von den Nachrichtenagenturen den inzwischen schon fast wie eine religiöse Formel wirkenden Satz, dass nun "die Welt eine andere sei und nie mehr so sein könne wie vorher." Was ist wirklich geschehen? So schrecklich über 3000 Tote sind, so wenig kann es ihre Zahl allein sein, die uns erschüttert. Immerhin sterben an einem Tag 35.000 Kinder an Hunger und das Tag für Tag. Was uns in Wirklichkeit erschüttert, ist unsere unmittelbar erlebte Verwundbarkeit, unsere subjektive Betroffenheit. Getroffen wurde unser Selbstverständnis, unsere Subjektivität und das ausgerechnet in einer Zeit, in der das Objektive und Rationale scheinbar unangefochten die Welt regiert. Die Subjektivität ist die Achillesverse unserer von der naturwissenschaftlichen Objektivität geprägten Gesellschaft. Nicht zufällig wurde der Terrorismus schon unter Bill Clinton als die Achillesverse der amerikanischen Sicherheit ausgemacht. 

   

Kalenderbild

Dieses Bild erschien ein Jahr vor den Anschlägen vom 11.09 
(s. weitere Erklärungen)

Die aus dem griechischen Mythos um Achilles stammende Achillesverse ist ein Symbol für die auf Verwundung harrende Stelle eines ansonsten unverwundbar erscheinenden Heros - so die Mythologie. Steckt in ihr eine Weisheit, aus der auch ein moderner westlicher Staat noch etwas lernen kann oder sogar wieder lernen muss?

Der Achillesmythos berichtet u.a. wie der Held von einem tödlichen Pfeil getroffen wird als er gerade im Tempel des Apollon vor dem Altar steht. Fast ironisch wirkend fügt der Mythos hinzu, dass Apollon, der Sonnengott und Gott der Ganzheit es selbst war, der den Pfeil zwar nicht abschoss, jedoch in die verwundbare Ferse lenkte. All das ist nur ein Mythos, und wer glaubt noch an solche Geschichten, die - heute wissenschaftlich bewiesen - ebenso unwahr sind wie die Religionen, deren historischen Berichte oftmals widerlegt sind. Das vergangene mythische Zeitalter verstand unter Wahrheit offensichtlich etwas anderes als es das am Konkreten orientierte, moderne Zeitalter tut. Was ist also Wahrheit?

Die Wahrheit ist immer einfach - oder doch besser gesagt - polar. Das Oben bedarf des Unten, das Helle des Dunklen. Aktio gleich reaktio nennt es unsere heilige Physik. Auch wenn die physikalischen Gesetze von gestern in ihrer bisherigen Auslegung morgen überholt oder ergänzt sein sollten und somit im alten Sinn dann nicht mehr wahr sind, wird jedoch niemals jemand die allgemeinen Gesetze der Polarität anzweifeln. Von solchen Gesetzen berichten die alten Weisheitslehren. Sie gehören einer tiefergehenden Wahrheit an, aus der sowohl die Kulturwissenschaften als auch die Naturwissenschaften schöpfen. So postuliert auch der Physiker aus der Herrschaft der Polarität heraus die notwendige Existenz einer Antimaterie, die er niemals sehen kann. Was hier logisch und selbstverständlich ist, ist in den die Kulturen tangierenden Wissenschaften noch ein Tabu. Naturwissenschaft und Religion, Geist und Materie, Objektivität und Subjektivität, all das sind sich bedingende Polaritäten, und sie gehören zusammen. Der eine Pol lebt aus der Existenz des anderen und der dahinter stehende Sinn ist eine gegenseitige, die Evolution vorantreibende Befruchtung. Genau diese simple Weisheit über die Notwendigkeit der Polarität wird in unserer gegenwärtigen Gesellschaft missachtet, wenn sie sich nur einer der beiden Seiten dieser Welt, der objektiven und rationalen zuwendet. Unsere westliche Welt ist fixiert auf die Naturwissenschaft, auf die Materie, auf das Individuum und auf das Nur-Rechenbare und blickt deshalb sozusagen einäugig in die Zukunft.

Wir sprechen gern von der Überwindung des düsteren Mittelalters und sind stolz auf die Trennung von Staat und Kirche. Dabei verschweigen wir selbstschonend ein anderes, inzwischen herangewachsenes, mächtiges Symptom - die Sinnkrise unserer Zeit. Sie konnte sich entwickeln, weil uns die überlieferten geistigen Werte weitgehend verloren gegangen sind. Das Ergebnis ist eine Verflachung, in der alles Seiende aufs Sichtbare und Plakative reduziert wird. Die Menschen wenden immer mehr Kraft darauf, ihren individuellen Nutzen zu mehren. Wer hinschaut stellt fest, daß das öffentliche Interesse an Nord-Süd-Konflikten oder Umweltfreveln zugunsten persönlicher Interessen abgenommen hat. Statt Politik und Allgemeinwohl wird der Verbraucher um so neugieriger, wenn er etwas erfahren kann über originelle Reisen, besseres Wohnen oder geschicktes Geldanlegen. Kurzum, das Ich des sogenannten modernen, westlichen Menschen verzettelt sich im Zeitalter des Vergnügens. Hochmütig versteht er sich als Verstandes-Mensch, im Gegensatz zu den eher dem Mittelalter nahestehenden Muslimen, die der Religion den ersten Platz in ihrem Leben einräumen. So jedenfalls denken wohl die meisten in unserer Zivilisation - und nach dem 11.09. ohnehin.

Der Islam hat für den westlichen Verstandesmenschen keine sinnvolle Botschaft. Vor allem kann man den Islam nicht mit den radikalen Islamisten gleichsetzen. Wenn wir aber die Extreme des Westens beschreiben, dann sollten wir ergänzend dazu auch die Extreme der Gegenseite ins Auge fassen. Nur so können wir einen möglichen Zusammenhang nach dem Muster des Achilles erkennen. 

Wenn wir den Islam in einem ersten Schritt zu einer Auseinandersetzung als einen Gegenpol zum Westen begreifen, dann werten wir ihn damit nicht etwa ab, wie viele glauben, sondern ziehen zum Zweck der beidseitigen Identitätsfindung nur deutliche Grenzen. Sind diese erst einmal klar gezogen und allgemein erkennbar, dann sehen wir, was der jeweiligen Seite an einer größeren Ganzheit fehlt. Der viel befürchtete «clash of civilisations» ist genaugenommen für beide Seiten sinnvoll, notwendig und fruchtbar. Wer ihn verhindern will, verhindert die Identitätsfindung. 

Die Terroristen bedrohen aus archetypischer Sicht schon deshalb unser Leben, weil sie das extreme Gegenteil zu uns bilden, und uns geht es schließlich um die Abwehr von Zivilisationsbrüchen. Den zivilisierten Nationen geht ihr Leben über alles - den Angreifern ist ihr Leben nichts wert. Die westliche Zivilisation huldigt dem Mammon. Ihr gegenüber stehen die Gotteskrieger. 

Worauf es während solcher Spannungen ankommt, ist das ewige Thema aller alten Weisheitslehren. Eine dieser Lehren ist die Archetypenlehre der Zahlen, die hinter jeder Heiligen Schrift als eine Art Geheimcode steht. Im Koran ist sie ebenso vorhanden wie im biblischen Alten oder Neuen Testament oder in den Schriften der Mayas. Die religiösen Extremisten wissen von diesen Botschaften nichts und interpretieren die Schriften auf ihre profane und allzu menschliche und schließlich unmenschliche Weise. Der Wissenschaftler weiß ebenso wenig davon. Er hält seine Sicht der Dinge für die einzig richtige - darin gleicht er seinem fundamentalistischen Gegner. Er ahnt nicht, dass er in der alten Archetypenlehre nicht nur die Brücke zu seinen Feinden finden kann sondern auch viele Antworten auf brennende Fragen der Physik. Beide treten einäugig vor ihren Altar und erwarten, sich unschuldig wähnend, den Pfeil des Apollon. Der kommt - wie immer - aus dem eigenen Lager. Im 21. Jahrhundert ist das Lager bzw. der den Pfeil abschießende der Bogen die Globalisierung, gewachsen auf den Boden unserer Zivilisation. 

Der jüdische Wissenschaftler Karl Marx hat jenen Prozess der Globalisierung bereits vor 150 Jahren analysiert. Damals ging es lediglich um die Ausdehnung des Weltmarktes. Heute hat dieser Prozess alles erfasst. Niemand kann sich der Globalisierung entziehen, weder der Markt noch die Wissenschaft oder die Religion. Es geht schon lange nicht mehr allein um die ökonomischen Verlierer auf dem Weltmarkt. Es geht um weiterreichende Brüche und Zusammenbrüche. Computerviren, neuartige Seuchen, ökologische Katastrophen, Bürgerkriege und vor allem neuartige Religionskriege. Die Globalisierung des Weltmarktes sah Marx voraus, nicht aber deren Folgen und nicht die Rolle der Religionen. Für den Materialisten Marx waren die Religionen nur "Opium fürs Volk", die sich überleben würden. Mehr als 100 Jahre später haben sie sich keineswegs überlebt. Gleichwohl haben seine Veröffentlichungen die Welt verändert, ähnlich der Ereignisse vom 11.09.01. Seit der Geburt des Kommunismus "hat sich die Welt verändert, und sie sollte von da an nicht mehr so sein, wie sie war". Daran zweifelt heute niemand mehr, auch wenn alles anders kam als von Marx prophezeit. Nach seinem Todesurteil über die Religionen stehen sich die Glaubenslehren hochbewaffnet gegenüber und heute wird klar: Ein verbindender Glaube ist dringender denn je. Wohin man auch blickt, ob nach Bosnien, Tschetschenien, Nordirland, Nahost, Sudan oder Indonesien, hinter dem Kampf um kulturelle Identität steht die Macht des Glaubens. Der Marxismus kämpfte gegen den Glauben und war schließlich selber einer. Die historische Aufgabe des Marxismus wird jedoch erst deutlich, wenn wir den ganzen Kontext kennen und retrospektiv den weltanschaulichen Überblick bekommen: Marx war Materialist, genauso wie sein von ihm beschriebener Klassenfeind, der Kapitalist. Der Marxist und der Kapitalist sind zwei Seiten ein und der gleichen Münze. Sie vertreten beide die Welt des Westens, die eine materialistische Welt ist. Das müssen wir unbedingt in Rechnung stellen, wenn wir den Charakter der kapitalistischen Welt und das ihr Fehlende über die Rolle ihrer Widersacher verstehen wollen. Der erste ernsthaft bedrohliche Widersacher war der Kommunismus. Mit ihm teilt er seine materialistische Weltsicht. Der zweite ernsthaft bedrohliche Widersacher ist der religiöse Eiferer. Mit ihm teilt er seinen fundamentalistischen Totalitätsanspruch. Beide Erzfeinde verbindet eigentümlicherweise ein Datum, der 11.09. An diesem Tag wurde die herrschende Welt und ihre Denkungsart jeweils in Frage gestellt. 

Das Evangelium des Marxismus und das Lebenswerk von Karl Marx ist »Das Kapital«. Dessen erster Band wurde am 11.09.1867 - ausgerechnet noch in Hamburg - veröffentlicht. Der zentrale Begriff und Hauptzweck der kapitalistischen Wirtschaft ist der sog. Mehrwert. Gegen seine Herrschaft wenden sich die Islamisten unter Neuauflage des  Menschenopfers wenden.

Könnte sich hinter der eigenartigen Verknüpfung von Ort (die ersten Spuren führten nach Hamburg) und Datum (11.09.) eine bestimmte Qualität verbergen? Eine Qualität, die hinweist auf eine in allem verborgene Symmetrie, eine Symmetrie, die vordergründig als Asymmetrie in Erscheinung tritt? Entwächst das scheinbar Einmalige und Zufällige der Fakten einer verborgenen Beziehung - ähnlich einer Spiegelwirkung? Oder andersherum gefragt: Könnte es sich hier um ein Phänomen handeln, das in sich den Weg zu einer Partnerschaft (Symmetrie) enthält aber als unvereinbarer Gegensatz auftritt, ähnlich der Unvereinbarkeit von Mann und Frau? Die eigenartige, mittelalterlich anmutende Verknüpfung von Ort und Datum beider Wendepunkte legt das nahe. Besteht hier ein Zusammenhang? Verweist die Wiederholung auf einen Zyklus? Leben bedeutet Zyklus, und das Jahr ist der Urzyklus des Lebens. Ein Blick ins Geschichtsregister (Harrenberg Verlag, Dortmund 1996, "Was geschah am..." ), das zu allen 365 Tagen des Jahres fünf oder mehr Einträge verzeichnet, soll uns weiterhelfen. Wenn wir nach ernstzunehmenden Hinweisen bezüglich inhaltlicher Gleichnisse suchen, darf dabei das Spektakuläre an sich keine Relevanz haben, sondern nur die vermutete Qualität, denn im Laufe von 200 Jahren fällt wahrscheinlich auf jeden Kalendertag irgendein besonderes Ereignis. Uns interessiert deshalb nur, ob der Charakter der Ereignisse des 11.09.01. in ihren Prinzipien in den anderen 11. September-Ereignissen wiedererkennbar ist, und zwar unabhängig von Form oder Schwere der Ereignisse. Im Vordergrund steht die Suche nach auffälligen, sich plötzlich wandelnden Symmetrie-Asymmetrie-Beziehungen, insbesondere ein Umschlag des bis zu diesem Tag herrschenden Freiheitsbegriffes. Wird mit diesem Datum ein bis dahin einseitiger und nicht in Frage gestellter und sogar mit großer Selbstverständlichkeit hingenommener Sachverhalt durch einen neuen Geist, einen neuen Glauben, zwangsweise relativiert? Führt diese Erschütterung zu neuen Gleichgewichten, neuen Symmetrien oder Gleichheiten wie beispielsweise die Demokratie eine ist? 

Unter dem 11.09. finden wir folgende Einträge: 

  • Am 11.09.1867 wird in Hamburg der erste Band "Das Kapital" von Karl Marx veröffentlicht. Das Geschichtsregister spricht vom "Evangelium" des Marxismus. Trotz des späten Untergangs hat der Marxismus nachhaltig die Welt verändert. Sein Gegenspieler, der Kapitalist, wurde in eine bewusste Symmetrie mit den Arbeitnehmern gezwungen.
    Am 11.09.01, 134 Jahre später sprechen wir wieder davon, dass sich die Welt nachhaltig verändert. Wieder steht am Anfang ein Kampf und wieder stehen Systeme gegeneinander. Dieses Mal wird der Materialismus im Ganzen erschüttert. Wieder drängt der Idealismus zur Symmetrie. Marx war zwar ein Materialist, doch dem Kapitalist gegenüber war er ein unverbesserlicher Idealist.

  • Mit den Worten "Der Prinz ist dem Bauern gleich", verordnete am 11.09.1779 Friedrich der Große in einer Rede vor Kammergerichtsräten in Küstrin einen Wandel in der preußischen Rechtsauffassung. Die Justiz muß ohne Ansehen der Person Gerechtigkeit üben, das Gesetz darf keine Standesunterschiede machen. Diese Rede trägt dem König den Beinamen "Nordischer Salomon" ein. Die bis dahin geltende Asymmetrie zwischen Prinz und Bauer wird durch Friedrich den Großen zur neuen Symmetrie. 
    Am 11.09.01, 222 Jahre später befinden wir uns im Kampf um die Gleichheit der Kulturen. Handelt es sich hier nicht ebenso um eine nach Symmetrie strebende Dynamik?

  •  Am 11.09.1801 wird in Leipzig unter begeisterndem Zuspruch Friedrich Schillers Trauerspiel "Die Jungfrau von Orleans" uraufgeführt. Schiller stellt den historischen Schicksalsweg einer Jungfrau dar, die als Hexe gebrandmarkt wurde. Jeanne d'Arc, einem lothringischen Bauernmädchen, gelang etwas bis dahin Unvorstellbares. Sie weigerte sich, wie ihre Schwestern von ihrem Vater verheiratet zu werden, denn sie hatte den göttlichen Ruf vernommen, die feindlichen Engländer zu vernichten. Das Bauernmädchen vollbrachte, was Feldherren bis dahin nicht vermochten; sie führte im Hundertjährigen Krieg die Franzosen zum Sieg. 
    "Dem Dichter geht es", so Knaurs Großer Schauspielführer, "... um die Entwicklung des tragischen Konflikts zwischen dem Ideal der religiösen Idee und der unreinen Wirklichkeit."
    Am 11.09.01, 200 Jahre später geht es ebenso um den tragischen Konflikt zwischen dem Ideal der religiösen Idee und der unreinen Wirklichkeit. Vor den tragischen Ereignisse haben sich viele Muslime geweigert vom Westen "verheiratet zu werden". Einige von ihnen gingen dann einen bislang unvorstellbaren, eigenen Weg.

  • Die katholische Kirche erkennt am 11.09.1822 das moderne heliozentrische Weltbild an. Papst Pius VII. streicht das Hauptwerk von Kopernikus »Über die Kreisbewegungen der Himmelskörper« aus dem Index der verbotenen Bücher. An diesem Tag erringt die materialistisch orientierte Naturwissenschaft auf dem Weg der Erkenntnis einen Etappensieg. Die von ihr postulierte Herrschaft der Objektivität lässt offiziell kein Zweifel mehr am heliozentrischen Weltbild zu. Allerdings ist der Streit um die großen Weltbilder damit aber keineswegs umfassend gelöst. 
    Im 21. Jahrhundert kommt der Streit um die großen Weltbilder mit umgekehrten Vorzeichen zurück. Wir nennen ihn den Kampf der Kulturen. Heute geht es ganz offensichtlich darum, welchen Platz der Mensch als Subjekt (Subjektivität) im Universum einnimmt und warum und mit welchem Ziel er Naturwissenschaft betreibt. 
    Nach dem nun zweimaligen "Zivilisationsbruch" haben wir eine neue Chance die wahre Tiefe der Ereignisse zu durchschauen. Im Zusammendenken von Objektivität und Subjektivität bietet sich die Gelegenheit, die archetypischen Gesetze zu erkennen und die notwendige Symmetrie zwischen Geist und Materie zu verstehen.

 
  • Am 11.09.1839 erscheint in Paris die »Caricaturiana« des bekannten Künstlers und Republikaners Honoré Daumier. Der Künstler nimmt mit seiner gesellschaftskritischen Bilderfolge in der Figur eines Gauners "die neureichen Profiteure des französischen Königreichs aufs Korn" - so dass Geschichtsregister. 
    Nach dem uns die Bilder des 11.09.01 vor Augen standen, wagt noch niemand von neureichen Profiteuren zu sprechen oder gar eine Analogie zu einer Karikatur herzustellen. Parallelen finden wir trotz allem.

 Karikatur der Freiheit

"Sie haben das Wort, erklären Sie sich, Sie sind ein freier Mensch"

  • Der 11.09.1989 wird als der "Anfang vom Ende für die SED-Diktatur" bezeichnet, weil an diesem Tag in Ost-Berlin 30 Kritiker des DDR-Regimes das Neue Forum ins Leben riefen. Die Gründung gab das Signal zur Bildung weiterer Oppositionsgruppen.
    Nach den Ereignissen des 11.09.01 und erst 11 Jahre nach der Wiedervereinigung würde nur ein politischer Selbstmörder eine symbolische Parallele der Ereignisse öffentlich in Erwägung ziehen. Dass hier eine Symmetrisierung in Gang gesetzt wurde, das ist offensichtlich.

  • Am 11.09.1941 gab US-Präsident Franklin D. Roosevelt der US-Kriegsmarine den »Shoot-on-Sight-Befehl«. Ab sofort wurde ohne Vorwarnung auf Kriegsschiffe der Achsenmächte geschossen, wenn diese sich in amerikanischen Verteidigungsgewässern aufhielten. 
    60 Jahre danach wird Amerika mit Terroranschlägen überzogen, weil, so die Begründung der Islamisten, die Amerikaner das heilige Territorium nicht verlassen, das laut Koran frei sein muss von Ungläubigen. Welch ironische Symmetrie? Doch sie gibt auch Hoffnung, denn die "Schurkenstaaten" vor 60 Jahren sind heute die Verbündeten der USA.


Um mögliche symbolische Zusammenhänge erkennen und nutzen zu können, sehen wir nochmals detailliert auf die Symbolik von Symmetrie und Asymmetrie, die auch für Freundschaft und Feindschaft stehen. Mit ihnen Hand in Hand gehen die Begriffe von Partnerschaft und Freiheit. Zumindest letzterer ist ja besonders für das Selbstverständnis der USA von größter Wichtigkeit.

Für die USA, dem Land der Freiheit, wurde der 11.09. zum historischen Trauma schlechthin. Die Vereinigten Staaten sind eine Nation ohne Nachbarn. Sie sind durch die sie umschlingenden Ozeane abgeschottet gegen den Rest der Welt. Ihr Empfinden ist das der Größe, der Einmaligkeit, und der unberührbaren Weltmacht. Ihr ausgeprägtes Freiheitsgefühl erwuchs weniger aus einer beispielhaften Nachbarschaftlichkeit als vielmehr aus dem Fehlen einer solchen. Ihre historische Erfahrung ist die der absoluten Sicherheit. Seit einiger Zeit werden sie nun mit dem Terrorismus konfrontiert: Beirut 1983, Lockerbie 1988, Nairobi / Daressalam 1998, Aden 2000. All das war für sie weit weg oder als vereinzelt zu werten und der Angriff auf das World Trade Center im Jahre 1993 war mit 6 Toten noch einmal recht glimpflich verlaufen. Die neue Art der Konfrontation erreichte das Bewusstsein der Supermacht noch nicht wirklich.

Was aber am 11.09.01 geschah, war für die Supermacht als Symbol der Freiheit fast unwirklich. Noch am Tag des Attentats sprach man von der Parallele zu Pearl Harbor vor 60 Jahren. Die Japaner versenkten damals die halbe US-Pazifikflotte. Die Bilanz: 19 Schiffe und mehr als 2500 Tote. Die Revanche für Pearl Harbor endete in Hiroshima und Nagasaki. Nun warten wir mit angehaltenem Atem auf die neuen Schrecken, die uns bevorstehen. 

Die Parallelität von Pearl Harbor und dem Angriff vom 11.09. liegt im Symbolischen. Trotz der riesigen Unterschiede und der faktischen Unvergleichbarkeit empfindet ein jeder die Verbindung. Wollen wir die tiefer liegende Bedeutung beider Ereignisse verstehen, müssen wir uns sogenannter subjektiver, pseudowissenschaftlicher Weisheitslehren bedienen. Das würde die Tür zu anderen Kulturen öffnen und die eigenartigen Zusammenhänge, die wir gefühlsmäßig erahnen, erhellen. Unserem "normalen Menschenverstand" bleiben sie ansonsten verborgen.

Die Symbolik der Zahlen spricht bei den Ereignissen vom 11.09. eine deutliche Sprache. Das Pentagon und das Word Trade Center sind die Symbole der Macht. Das eine, ist die Zentrale der Militärmacht und signalisiert nach außen hin für jeden sichtbar das Pentagramm, die Fünfzahl. Das andere ist die Zentrale der Wirtschaftsmacht. Sie resultiert aus einer besonderen Freiheit und Freizügigkeit, sozusagen aus der Entfesselung des Handels. 

Das vorwiegend aus zwei Türmen bestehende und wie zwei mächtige, nebeneinanderstehende Einsen bestehende World Trade Center - mitten im »financial district« - ist ein Symbol der Freiheit. Es ist so gesehen das Herz der westlichen Zivilisation, die ihren Freiheitsbegriff an die Macht des Materiellen knüpft. Dass es andere Kulturen gibt, die ihren Freiheitsbegriff nur aus dem Geist schöpfen, geht an ihr weitgehend vorbei. Erst als 19 freiwillige und nicht weniger intelligente Selbstmordattentäter frohen Mutes auf ihr Symbol der Freiheit stürzen, nehmen sie die Macht des Anderen wirklich wahr. Die von jedem begehrte Freiheit, so begreift man jetzt schmerzhaft, hat etwas mit Subjektivität (Fünfzahl) zutun und konfrontiert früher oder später mit dem Begriff der Partnerschaft und Symmetrie. Die Zielscheibe der Anderen war die Fünf und die Elf. Die wie zwei Einsen in den Himmel ragenden Türme bilden das Symbol der 11. Sie wurden am 11.09. zerstört (9+1+1=11). Der 11. September ist der 254. Tag im Jahr (2+5+4=11). An ihm verbleiben noch 111 Tage bis zum Jahresende, das in dieser Verkettung ein Symbol der Ganzheit ist. Der erste Flug in den Tower hatte die Nr. AA 011. An Bord waren 77 reguläre Passagiere und 11 Crewmitglieder. Mit den auf den Reihen 9 und 10 sitzenden 4 Attentätern waren es insgesamt 92 Menschen (9+2=11).

Nachdem die jeweils 110 Stockwerke (10 x 11) hohen Zwillingstürme zerstört waren, raste das Flugzeug mit der Flug-Nr. UA 077 in das Pentagon. 

Numerologen machten sodann darauf aufmerksam, dass NewYork City aus 11 Buchstaben bestehe, ebenso wie "The Pentagon" oder der Name Ramzi Yousef, des Attentäters des ersten Anschlags auf das Word Trade Center im Jahre 1993. Auch Afghanistan schreibt sich mit 11 Buchstaben. Interessant erscheint mir auch eine andere, eigenartige Symmetrie. Die Notruf-Nummer in den USA ist 911. Sie ist das symmetrische Spiegelbild der 119, und das ist der internationale Area-Code für Irak/Iran (1+1+9=11). All das mag überinterpretiert sein und verleitet leicht zu einem einfachen und somit wenig hilfreichen Aberglauben. Nichtsdestotrotz zeigt es Gedanken, die vorhanden sind und einen Platz in unserem Bild von der Welt beanspruchen. 

Das Subjekt (5) und seine Freiheit (11) stehen in einer gegenseitiger Beziehung und befinden sich im ständigen Wandel. Wer die Standpunkte dogmatisch, fundamentalistisch oder sonst wie einseitig festschreibt, erlebt den Einbruch des Fremden von außen. Immer gibt es eine andere Subjektivität, eine andere Macht, die um Anerkennung im Ganzen kämpft. Nicht zufällig tragen mehr als 40 Nationen in der Welt das Pentagramm, den Drudenfuß in ihrer Fahne, einschließlich der kapitalistischen USA und der ehemaligen kommunistischen Großmacht UdSSR. Alle bedienen sich der Magie der Symbole. Am 11.09. wurde die Achse 5/11 durch die gleichzeitige Zerstörung des Pentagon (5) und des Twin-Towers (11) ins Bewusstsein gerückt. Alte, vergessene Weisheitslehren berichten uns von den dadurch angesprochenen Inhalten. Die Weisheit der Astrologie beispielsweise, die sich solch übergeordneter symbolischer Zusammenhänge bedient, besteht aus 6 Achsen. Die 5. Achse ist die Individual-Freiheits-Achse. Sie verbindet das 5. Tierkreiszeichen (Löwe) mit dem ihm genau gegenüberliegenden 11. Tierkreiszeichen (Wassermann) und verweist somit auf die versteckte Symmetrie zwischen beiden. Damit sei nichts über den fraglichen Wert der Wahrsagerei ausgesagt, die sich ebenfalls der Astrologie bedient. Den echten Weisheitslehren geht es jedoch um die Zusammenführung der subjektiven und individuellen Fäden zur Erlangung einer größeren Ganzheit, deren höchstes Symbol im übrigen das Licht bzw. der Kreis ist. Das Pentagon, wohl der größte Fünfstern der Welt, repräsentiert eine solche reife subjektive Macht. Es ist das gewollte zentrale Symbol amerikanischer Militärmacht. Hier laufen, ebenfalls gewollt, alle Fäden zusammen. Diese Fäden sind seit geraumer Zeit Lichtleiterkabel. Aber für die Amerikaner ist das ohne symbolische Bedeutung und nur ein Ausdruck des technischen Fortschritts. Licht ist für sie eben eine elektromagnetische Welle einer bestimmten Frequenz.

 




Die Symmetrie und ihr asymmetrisches Geheimnis


Wer sich mit den Weisheitslehren und ihrer Symbolik beschäftigt, wird gleich nach dem Gewahrwerden einer alles durchdringenden Trinität (analog: These, Antithese, Synthese) auf das zentrale Symbol der Vierheit stoßen. In ihr wird das Geheimnis der Form und der Materie preisgegeben. Propheten und Heilige lernten es durchschauen, um es durch Einweihung an andere weiterzugeben. Es ist eine Jahrtausende alte Weltformel, eine Art Welten-Ei, aus dem alle Formen und Formeln geboren werden, vergleichbar mit den 4 Quadranten der Mathematiker, den 4 Grundrechenarten, den 4 Grundkräften der Physik oder auch den 4 Eiweißbasen, aus denen alles Leben besteht. 

Den Religionen war die Naturwissenschaft noch fremd. Sie berichten stattdessen von 4 grundlegenden Flüssen im Paradies, von 4 Cherubim, 4 Evangelien, oder den 4 Elementen. Was in der physischen Körperwelt das Tetraeder, d.h. der kleinste und grundsätzlichste der platonischen Körper und somit die Urform und Urformel schlechthin ist, findet in den Religionen seine Entsprechungen. Die Urformel des Taoismus ist das Yin-Yang-Zeichen, die des Hinduismus das OM-Zeichen und der Hinduismis bezieht sich auf den vierarmigen Gott Brahma. All diese Ursymbole des Konkreten sind viergliedrig

Auch im Islam gibt es eine grundsätzliche Vierheit, die allen konkreten Handlungen vorangestellt wird. Es ist die Basmallah, die koranische Einleitungsformel "Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Allerbarmenden" (Bismi Allah Al-Rachman Al-Rachiem). Die Basmallah steht deshalb - mit Ausnahme der Sure 9 - vor jeder Sure. Sie besteht nicht zufällig aus genau  4 Worten und 19 Buchstaben.

morgen

+ -

Beziehung des Nebeneinander 
[Raum] die Partner

gestern
Beziehung des Nacheinander 
[Zeit] Geschichte

Die Urformel des Christentums ist das Kreuz. Seine Zuordnung zur Vierheit bedarf keiner Erklärung. Eher erklärungsbedürftig ist die in jeder Vierheit enthaltene Symmetriebeziehung, die im Symbol des Kreuzes besonders zum Ausdruck kommt. Das Kreuz bildet zwei Beziehungen, mithin 2 Paare aus (s. Abb.). Das eine ist das horizontale, und es besteht aus dem rechten und linken Teil. Es stellt die Pole Plus und Minus gegenüber und fasst sie gleichzeitig wie die beiden Seiten einer Münze, oder wie Mann und Frau zusammen. Beide bewegen sich in der gleichen Ebene und sind gleichermaßen in ihr verfangen. Die von ihnen erzeugte Reibung wird zwar von jeder Seite anders empfunden, doch beruhen beide Existenzen auf den gleichen Paradigmen und sie arbeiten dementsprechend an den prinzipiell gleichen Problemen.

Dieses horizontale Polpaar ist auf der Raumachse zuhause und verkörpert das Nebeneinander der Dinge. Zu ihm ergänzend existiert ein vertikales Polpaar, eine zweite Symmetrie, welche die Zeitachse, also das Nacheinander verkörpert. Waren die ersten beiden Pole noch ebenengleich, so ist das zweite Polpaar durch das Nacheinander nun hierarchisch geordnet. Die neue Beziehung unterscheidet nach alt und neu, nach gestern und morgen, nach überholt und modern. 

Die vertikale Herausbildung der Pole, die dann zu einer zeitlichen Weiterentwicklung führt, wird nur möglich, wenn das vorangehende Problem auf der horizontalen Raumachse gelöst ist. Dazu müssen sich die Partner als gegenseitig befruchtend erkennen und die Gegnerschaft des Tötens überwinden. Erst nachdem das horizontale Prinzip der Partnerschaft begriffen und erlöst ist, findet sich über den Kreuzesmittelpunkt der Zugang zur vertikalen Zeitachse. Praktisch stellt sich in diesem Zustand die vorher noch brennende Frage nach einer scheinbaren Minderwertigkeit eines Partners nicht mehr. Mit der am Kreuzesmittelpunkt gewonnenen Einsicht gegenseitiger Bedingtheit erfüllt nun jeder an seinem Platz seine besondere Aufgabe. Beide arbeiten aus dem Gestern heraus am Morgen. Der entscheidende Punkt der Entwicklung ist der Kreuzesmittelpunkt. Er ist ein fünfter. Dieser sogenannte Pyramidenpunkt schöpft, einmal erreicht, eine völlig neue Ebene des Bewusstseins. 

Wollen wir nun diese alte, sehr theoretisch wirkende Weisheit am Beispiel der aktuellen Problematik mit Fakten füllen:

Die horizontale Ebene des Kreuzes verkörperte im vergangenen Jahrhundert die Paradigmen des reinen Materialismus. Auf dieser Raumachse rangen die zwei diametral gegenüberstehende Gegner miteinander, der Marxismus und der Kapitalismus. Die Religionen und ihr Idealismus spielten kaum eine Rolle und wurden weitgehend in den Hintergrund, respektive Untergrund verdrängt. Beide materialistische Weltanschauungen haben sich der Materie verschrieben und rangen um den rechten Umgang mit ihr. Dieser Materialismus, zu dem auch unsere materialistische Naturwissenschaft zählt, erwuchs einstmals aus einem alten, überholten, religiösen Idealismus heraus. Die damals völlig erstarrten Religionen riefen, den Gesetzen der Polarität folgend, ihre Gegnerschaft ins Leben. Sie waren es selbst, die den Materialismus des 19. und 20 Jahrhunderts notwendig machten und somit begründeten. Die unbeweglich gewordenen Kirchen sind in der Analogie der Kreuzessymbolik an dem unteren Punkt der vertikalen Zeitachse (gestern) angesiedelt. 

Der aktuelle wissenschaftliche Materialismus - angesiedelt auf der Raumachse - schöpft seinerseits notwendigerweise wieder einen Idealismus. Die vertikale Zeitachse verbindet zwei Arten des Idealismus miteinander. Unten steht der alte, überholte Idealismus der erstarrten Religionen. Oben auf der vertikalen Achse steht der angestrebte und nunmehr notwendig gewordene neue Idealismus.

Bei jener hier aufgezeichneten Entwicklung entsteht ein fünfter Punkt, der Pyramidenpunkt. Er ist nicht machbar sondern stellt sich ein, sobald die beteiligten Pole das Notwendige, d.h. ihre Aufgabe erfüllt haben. Dieser Punkt erscheint aus der alten Sichtweise wie ein Wunder. Tatsächlich entsteht er, wie es der Name bereits andeutet - aus einer Wunde, denn die Entwicklung findet nur statt, wenn die Wunde der Halbheit, Unvollkommenheit und Verletzlichkeit anerkannt wird. Davon berichten auf verschiedenste Weise alle Religionen. Das Christentum tut es über den oft missverstandenen Kreuzestod Christi. Das Missverständnis entsteht durch die hartnäckige Bindung der Interpretierenden an das Horizontale und Erdhafte, das den Blick auf das Prinzipielle verstellt. In ihm aber ist der wahre Geist verborgenen mit seinem Geheimnis von Symmetrie und Asymmetrie. Das Geheimnis von Symmetrie und Asymmetrie, von Gleichheit und Unterschiedenheit ist eines der großen Urgeheimnisse, die in dem einfachen Symbol des Kreuzes offenbart werden. 

 

Die Zahl 19 und der Koran 

Das grausame Attentat vom 11.09.2001 stand unter dem Zeichen der Zahl 19. Die 19 ist die Schlüsselzahl des Korans. Über ihre zahlreichen Verknüpfungen innerhalb des Korans erfährt man ihr Geheimnisse. Einmal in sie Einblick bekommen, dürfen sie von den Wissenden dann nicht weitergegeben werden, ohne den Einzuweihenden vorher in eine besondere Verantwortung zu stellen. Ist das aber sichergestellt, muss der Eingeweihte diese Verantwortung mit entsprechendem Wissen umsetzen. Es liegt nahe, dass hier Halbwissen oder auch bewusster Missbrauch katastrophale Folgen haben kann, wie wir es im Falle des Terrorismus erleben.

Der Schlüssel zum Verständnis der 19 findet sich in der Sure 74, die den offenkundigen Namen " Sura vom verborgenen Geheimnis/Vom Bedeckten" trägt.** In Vers 30 wird die Zahl 19 explizit genannt. Die Sure hat insgesamt 55 Verse, worin zahlensymbolisch die Thematik der Symmetrie, d.h. das Nebeneinander von Individualität (5) und Gegenindividualität (5) angesprochen ist. Beide Fünfheiten sind gleichzeitig und paradox wirkend hierarchisch gegliedert. Die 55 ist die Summe der einfachen Individualität (5) und einer "hierarchisch höherstehenden", weil durch den Faktor 10 aufgewerteten 5, nämlich der 50. 

** Er verschont nichts und läßt nichts übrig/ und wird von den Menschen schon von weitem wahrgenommen./
Über ihnen (der Hölle) sind Neunzehn.

Diese oft missverstandene Hierarchie ist es, die Kriege verursacht, wenn jede der Individualitäten die hierarchisch höhere Position beansprucht, weil man andere vorausgehende Einweihungsstufen ausgelassen hat. Die schematische Lösung jenes unheilvollen Irrtums wird in der Genesis - also ganz am Anfang der gemeinsamen Heiligen Schrift der Juden, Christen und Muslime - zahlensymbolisch über die Zahlenfolge 1-2-30 vermittelt. Die Folge 1-2-30 kommt sehr häufig vor und bedeutet soviel wie «gewiss» oder «Gewissheit». Mit Gewissheit ist ein Standpunkt oder Blickpunkt gemeint, der über den allgemeinen, spießig linearen Verstrickungen des Erdverhafteten steht und aus einer höheren, überschauenden Position heraus die Ruhe eines nicht an den Auseinandersetzungen beteiligten Beobachters einnimmt - gewissermaßen auf einer Tribüne (tri = 3) stehend.

Jene erhöhte Position des Dritten zu erreichen, ist notwendig, um die auf den Tod des anderen zielende Linearität zu überwinden. Das zahlensymbolisch-inhaltliche Gegenteil zur Folge 1-2-30 ist die Zahlenfolge 1-2-3, die in der Heiligen Schrift jedoch nicht ein einziges Mal vorkommt und auch nicht vorkommen darf, weil sie dem Gesetz der Weiterentwicklung widerspricht. Sie widerspricht dem Gesetz der Evolution, weil sie den Ebenenwechsel (3 statt 30) verweigert. Was aber doch vorkommt, ist die Zahl 123. Auch sie setzt optisch die linear wirkende Zahlenfolge 1-2-3 ins Bild. 123 hat in der Genesis die Bedeutung von "Krieg" oder "Schlachtordnung". Die Bedeutung von Schlachtordnung ist aus der Symbolik der Zahlen her folgerichtig: Wer Linearität (Dogmatismus, Fundamentalismus) erzeugt, will einen Zustand aufrechterhalten, welcher eigentlich überwunden werden muss. Das aber genau versucht man mit einem Krieg. Er wird geführt, um Entwicklung zu verhindern und um eine leidbringende Asymmetrie festzuschreiben. Aus umgekehrter Sicht ist die Zahl 30 der Garant der Fortentwicklung. 

Die religiösen / biblischen Bedeutungen von:

1 - 2 - 30 = "gewiß"
                   - der Ebenenwechsel -

1 - 2 - 3   ="Krieg, Schlachtordnung"
                       die falsche Funktion
                           - die Linearität -

Um die Position der 19 im Gesamtkanon der Zahlen zu sehen, müssen wir die Zahlen entsprechend dem heiligen Dreieckmuster, in dem ein fortwährender Ebenenwechsel stattfindet, anordnen (s. Abb. 19). Dieser Abbildung entnehmen wir, dass die 19 die erste Zahl des dritten Großdreiecks (III) ist. Mit ihr beginnt eine neue Sichtweise, eine neue Fähigkeit und Verantwortung, wie wir sie bereits über die Symmetrieachsen des Kreuzes beschrieben haben. Der in diese Zahl Eingeweihte (Der Eingang der Cheopspyramide liegt beispielsweise auf der 19. Steinstufe) muss das erste Großdreieck (I) verstanden haben, was bedeutet, die Zahlenarchetypen 1 bis 9 zu kennen. Weiter muss er das zweite Großdreieck (II) durchlebt haben. Seine Zahlen (10 bis 18) bedeuten das Erleben und Durchleben der Polarität mit ihren Begrenzungen, Abgrenzungen und Auseinandersetzungen. Wenn sich der Einzuweihende danach in der 19, d.h. auf der ersten Stufe des Dreieck III wiederfindet, besteht seine Aufgabe darin, seine erworbenen Qualitäten für die Welt, d.h. für die Unterihmstehenden einzusetzen, indem er dort auch tätig eingreift. Der Eingriff ist als Folge seiner Einweihungen jedoch stets im Sinne der Aufwärtsentwicklung gemeint und stets zum Wohle der Beteiligten. Ob diese das verstehen, ist dabei keineswegs gesagt. "Über ihnen (der Hölle) sind Neunzehn", bedeutet, dass selbst die Hölle unter dem Gottesgesetz steht und das aus ewiger Gnade heraus das Notwendige zu Wohle der Beteiligten bewirkt. 

Abb. 19: Dreieckmuster der Zahlen

Wie höchst missverständlich und gefährlich diese Weisheiten sind, wenn sie in die Köpfe von Machtbesessenen und Fundamentalisten gelangen, erklärt sich von selbst. Deshalb wurden derartige Zusammenhänge nur mündlich oder in besonders verschlüsselter schriftlicher Form weitergegeben. Die unsere Kulturen einstmals begründenden Traditionen wurden nicht vollständig weitergegeben, teilweise verfälscht oder missverstanden und geistern nun wie Viren durch unsere Welt und richten Schaden an. Wer sich nach den Weisheiten alter Traditionen erkundigt, begegnet einem mächtigen Aberglauben und einer wahren Springflut esoterischer Gedanken. Die kalte rationale Wissenschaft alter Prägung allein kommt dagegen nicht an. Da helfen auch keine Antibiotika, so wie die Abschreckung gegen Gotteskrieger nichts ausrichten kann, weil sie die geistigen Gesetzte ignorieren. 

Amerikas Ausstattung, seine ausgefeilte Technik, sein nukleares Arsenal, sein ganzes Kapital und sogar seine gegenwärtige Logik taugen plötzlich nicht mehr zur Abschreckung, wenn Abschreckung an sich wirkungslos wird, und sie wird es, wenn man es mit Menschen zutun hat, die Ihr Leben zu geben bereit sind. Plötzlich ist das "Prinzip des Gegenüber" nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Bisher konnte man die Bösen bekämpfen, und nun macht man die prinzipiellere Erfahrung, dass dennoch das Böse bleibt. Das lange vernachlässigte Geistprinzip macht auf sich aufmerksam, weil es unbemerkt durch den Zoll und durch jede Gepäckkontrolle kommt. In Form von Teppichklingen und Taschenmesser macht es mit der Gewalt einer Atombombe auf sich aufmerksam.

All das klingt fürchterlich und ist gleichzeitig eine unerwartete Chance. Wir werden mit gefährlichen Entartungen konfrontiert, die tragischer Weise aufrichtige Menschen in bester Absicht grausam handeln lassen. Wer sich mit den Anschlägen vom 11.09.01 auseinandersetzt, muss sich mit deren Köpfen und Hintergründen auseinandersetzen und dort das Zerrbild korrigieren. Das können wir aber nur, wenn wir uns in ihre Problematik einarbeiten. Am Ende werden wir sehen, dass es auch unsere Problematik ist und bereits heute viele westliche Menschen ähnlich gefährlichen Zerrbildern anhängen.

Der Missbrauch Heiliger Schriften ist an der Tagesordnung. Er geschieht täglich in allen Religionen. Die Beweggründe von effektreichen Übergriffen solcher Fundamentalisten sind zum Glück auch bei noch so dramatischen Auswirkungen zumeist ein unbändiger Drang nach Erfüllung durch Orientierung und Handlung. Wer die Gesetze aber kennt und zur Zufriedenheit der Gottessucher glaubhaft und ehrlich vermitteln und umsetzen kann, vermag den Saulus zum Paulus zu machen. Hierzu bedarf es einer Wissenschaft, welche sich nicht gegenüber den Religionen erhebt oder sie missachtet sondern die Weisheiten der alten Lehren ernst nimmt. Die Inhalte der alten, heute oft verfälschten oder unverstandenen Formen müssen übersetzt werden in eine verständliche, moderne Sprache. Wenn die ewigen Inhalte naturwissenschaftlich untermauert sind, werden sie eine unglaubliche Wirkung entfalten. Die Menschen würden die Orientierung nach denen sie suchen, finden, und unsere Zeit würde wieder Werte entdecken, für die einzusetzen es sich lohnt. Das Prinzip Opfer würde sich wieder mit der Freiheit und Freiwilligkeit verbinden und nicht gewaltsam von außen eingefordert werden müssen. Das gilt für alle Kulturen, im besonderen Maß aber für unsere westliche, aus den Fugen geratene Kultur. Auch der Islam nimmt dabei eine besondere Stellung ein. Im Islam hat die Zersplitterung und Sektenbildung ein größeres Ausmaß als in anderen Religionen. Die Rechtfertigung eines heiligen Krieges durch die sehr unterschiedlichen Gruppen erschwert das Zusammenleben noch zusätzlich. Um so dringender ist es geboten für einen an der Originalbotschaft ausgerichteten reformierten Islam zu sorgen.

Nachsatz:

Damit kein falscher Tenor in diese sicher unüblichen Ausführungen hineingerät, möchte ich jede Sympathie oder gar Rechtfertigung des brutalen Anschlages zurückweisen. Mein Anliegen ist es, die immense Wichtigkeit einer Weiterentwicklung der Religion zu unterstreichen. Ich möchte weiterhin eine ganzheitliche Wissenschaft fördern, welche die religiösen Traditionen durchdringt, die unsere Kultur (Kultur kommt von Kult) ermöglichten. Die religiösen Traditionen, das Judentum, Christentum und der Islam haben schon lange keine produktiven Ideen mehr hervorgebracht. Sie sind aber auch nicht danach befragt worden - im Gegenteil. Sie sind direkt oder indirekt verhöhnt worden. Ihre unmittelbare Botschaft ging verloren. Was übrig blieb, ist ein böser Schatten. Der versucht sich nun an der Negation der Moderne. Um aus dem Schatten wieder den Kern hervortreten zu lassen, sind offene Wissenschaftler gefragt. Sie wären der junge Bräutigam einer uralten, jedoch ewig jungen Braut.

Verfasser: Dr. Michael Stelzner  Oktober 2001 
email:  stelznerzahlen.com          [ bitte durch @ ersetzen ]

Hinweis:
Siehe auch ARUNDHATI ROY: "Wut ist der Schlüssel - Warum der Terrorismus nur ein Symptom ist"