Die Symmetrie der Menschenopfer

 

Das Menschenopfer hatte keinen Platz mehr im Bewusstsein des Westens. Der Westen kann nunmehr seit dem eigenhändigen Abschusses einer eigenen Zivilmaschine (UA 093, 10:10 Uhr, 11.09 ) mit friedliebenden Mitbürgern an Bord, nicht mehr behaupten, nur Kannibalen würden ein Menschenopfer bringen. Selbst wenn das Flugzeug nicht von der US-Force abgeschossen wäre, so würden sie es im nachhinein nach reiflicher Überlegung tun. Die jetzt erlassenen Gesetze verlangen das, um ein größeres Unheil abzuwenden. Genau das aber ist auch der Beweggrund der grausamen Tat der Islamisten 

Der Zusammenhang des Menschenopfers und der allgegenwärtigen Symmetrie wird auch deutlich, wenn wir uns den durch den US-Präsidenten erfolgten steckbrieflichen Aufruf vergegenwärtigen, den Islamisten Bin Ladin "tot oder lebendig" zu stellen. Kaum jemand erinnert sich dabei an den umgekehrten Fall, in dem der Ajatollah Khomeni die Muslime aufrief, den britischen Schriftsteller Salman Rushdi zu töten, weil dieser die Satanischen Verse publiziert hatte. Die ganze westliche Welt entrüstete sich damals darüber.
Die sicher sehr unterschiedlichen Richter haben aber auch bedenkliche Gemeinsamkeiten. Sie gestehen dem anderen kein Lebensrecht zu, sind arrogant und setzen sich mit Gott gleich. Sie rufen zum Töten auf, in dem sie auf die Erlösungsrhetorik von Gut und Böse zurückgreifen.