Dieses Bild ist einem Kalender für das Jahr 2000 entnommen, der im Berufsbildungswerk im Oberlinhaus GmbH, Steinstraße 80-84, D-14480 Potsdam erschien. Der Kalender wurde als >Zahlenkalender< gestaltet, und ich habe dazu das Vorwort geschrieben.

Zum Inhalt:
Der erste Kalender des neuen Jahrtausends, aus dem dieses Bild entnommen wurde, konnte nicht irgendein Kalender sein. Er sollte neben Kunstwerk und Jahresweiser vor allem das Wesentliche dieser Zeitenwende hervorheben. Das Wesentliche aber wird die Relativierung der scheinbaren Objektivität und der <hard science> sein, wie sie vor 80 Jahren durch die Geburt der Quantenphysik eingeleitet wurde. Den rein rechnenden, d.h. quantifizierenden Wissenschaften folgt zwingend eine neue Sinnsuche, eine Suche nach Inhalten und Werten. Sie wird notwendiger Weise wieder den Menschen, d.h. das Subjekt und seine Subjektivität in den Mittelpunkt stelle. Mit anderen Worten: Der Kalender sollte in einer im doppelten Sinn vermessenen Welt am Horizont all des Meßbaren das Maßgebende aufscheinen lassen. Deshalb beschäftigte er sich mit den Symbolgehalten der Zahlen. Die Zahlen zählen und erzählen zugleich. Sie verbinden das Himmlisch-Geistige und das Erdhaft-Konkrete. Glaube und Wissen, Wissenschaft und Weisheit sind in ihnen vereint. Und diese Qualität ist die dringlichste Herausforderung für das neue Jahrtausend.

Das vorliegende der symbolischen 12 Kalenderbilder greift den sich dramatisch wandelnden Begriff der Freiheit auf. Freiheit und Elfzahl verkörpern ein und den gleiche Urtyp. Nicht ohne Absicht wurden die Freiheitssymbole der westlichen Welt als 11 dargestellt. Freiheit ist seiner einfachsten Definition nach die Abwesenheit von Bedrohung. Die USA waren diesbezüglich sehr lange sehr frei, allein weil sie durch ihre geografische Situation keiner Partnerschaft bedurften. Die höherqualifizierte Freiheit erwächst jedoch aus einer gegenseitig akzeptierten Partnerschaft, in der das Gegenpolare respektvoll seinen Platz findet. Ein solcher Freiheitsbegriff hält das Prinzip der Achtung und der Wandlung (analog der Zahl 8) hoch, wie es die Freiheitsstatue des Kalenderbildes es symbolisch tut. Auch wird ein solcher, neuer Begriff von Freiheit das Göttliche hochhalten, das in der Siebenzahl (der siebente Tag ist der Tag Gottes) zum Ausdruck kommt. Die scheinbar wie auf Schienen laufende Funktionalität und Kommerzialität wird durch die den Hintergrund bildenden U-Bahnpläne dargestellt. Ihnen polar gegenüber steht links im Vordergrund das große menschliche Antlitz der Freiheit mit seinem fünfstrahligen Siegeskranz. Es blickt hinaus in eine Welt, in der durch eine voranschreitende Globalisierung eine neue, erweiterte Freiheit notwendig wird - eine Freiheit, welche auch die den Religionen verbundenen Menschen in der größten Ferne einschließt. Sie sind es nämlich, welche uns wieder in Kontakt bringen werden mit den alten Weisheitslehren der Kulturen. Sie haben alle Kulturen begründet, und sie wurden stets durch das Geheimnis der Zahl weitergegeben.