Symmetrie und Asymmetrie der Ereignisse vom 11. September 2001 (World Trade Center) und vom 7. Dezember 1941 (Pearl Harbor)
Wenige Minuten nach dem Angriff auf das World Trade Center sprachen die Medien Amerikas von einem zweiten Pearl Harbor. In beiden Fällen handelte es sich um einen Angriff auf die USA, und in beiden Fällen wähnte sich die Supermacht sicher und wurde aus ihrer Sicherheit und scheinbaren Unverletzlichkeit herausgerissen. Das Verhältnis der von Ozeanen umschlungenen Welt und fast nachbarlosen Supermacht zum Rest der Welt könnte man mit gewissem Recht als ein asymmetrisches bezeichnen. Amerika und der Rest der Welt sind ungleich - ähnlich einer Katze und einer Maus. Die Beziehungen der USA zu den Vereinten Nationen zeugen davon. Wer hier hinter soviel Ungleichheit noch Gleichheit und Stimmigkeit finden will, der muß schon einen starken Glauben an die allgegenwärtige Symmetrie haben und tiefer eindringen. Hat man den Glauben aber, dann kommt Japan nicht zufällig wieder ins Spiel. Dabei sollte man sich tunlichst hüten, dieses friedliebende Land in irgendeiner Weise zu verdächtigen. Zufälligkeiten basieren jedoch stets auf archetypischen Verknüpfungen. Als die Todesflieger in die Türme des World Trade Center stürzten, sprach die Welt von Kamikazefliegern und von Harikiri-Taten. Auch hier war sofort unbewusst eine Verknüpfung zu den Japaner hergestellt, für die sich danach abermals einige Berichterstatter entschuldigten. Warum der schnelle, unselige Vergleich mit Japan? Die Antwort liegt in der Gegensätzlichkeit von Abendland und Morgenland, den man grob gesehen in der Epoche der Moderne als die Gegensätzlichkeit von Geist und Materie beschreiben könnte. Was den von der Materie dominierten Westlern fehlt, findet man als anderes Extrem auf der Gegenseite. Die Japaner haben während des zweiten Weltkrieges aufgrund ihrer beeindruckenden Leitbildhaftigkeit der Kamikazeflieger ein Geistprinzip ins Bild gesetzt, das uns in den Todesflügen der Islamisten erneut begegnet. Wenn wir unsere im wahrsten Sinne des Wortes neu erlebte Betroffenheit nicht als Zufall ohne Bedeutung abtun wollen, müssen wir sie mit Bedeutung füllen. Das Gemeinsame und Wiederkehrende spiegelt uns das Fehlende unserer Kultur. Es ist das bewusste Geistprinzip, das Anerkennen übergeordneter, göttlicher Werte, innerhalb derer der Mensch seinen Lebenssinn findet und denen er sich unterordnet. Aus jener uns verlorengegangenen Lebenssicht stellt sich hinter all der Asymmetrie eine hilfreiche Symmetrie ein, in der jeder Teil des Seins einen Wert im Ganzen einnimmt. Die gemeinsame, zumeist vergessene Weisheitslehre der Juden und Christen erzählt davon in der Genesis. Und das ihrer Wichtigkeit wegen, ganz zu Anfang. Gott erschuf dem "asymmetrisch erscheinenden" Adam aus seiner eigenen Rippe, alias Seite oder Hälfte, die "völlig symmetrisch wirkende" Eva. Dies tat er mit den sie verbindenden Worten ". ..ich will ihm eine Gehilfin schaffen als sein Gegenüber..."(Gen. 2:18). Adam erkannte die Gemeinsamkeit und antwortete: "Das ist doch Bein von meinem Bein." Gen. 2:23
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