Die christliche Kreuzigungsgeschichte selbst ist zwangsläufig auch eine "geschlechtliche", d.h. polare Form der Übermittlung von Weisheiten. Sie kann zugleich spiegelbildlich betrachtet werden. Dem Leser mag es anfänglich schwer fallen, sie als eine Polarität zu sehen in der das Gegenteil der üblichen Beurteilung ebenso zutreffend wäre. Denn das führt unweigerlich zu dem Schluss, die Kreuzigung war notwendig, gesetzlich und von dieser Seite her "richtig". Nur aber so versteht sich diese neutestamentarische christliche Darstellung der einen Weisheit als Ergänzung zur alttestamentarischen, jüdischen Weisheit. Unter diesem Aspekt wird man dann auch verstehen, warum Jesus in Luk 22,37 sagt: "Denn ich sage euch: Es muss das an mir vollendet werden, was geschrieben steht. ... Denn was von mir geschrieben ist, das wird vollendet." Ebenso versteht es sich, dass er dann zu seinem Verräter (Judas) sagte "Was du tust, das tue bald!" (Joh 13,27). Man möchte hinzufügen: nur tue es!

 

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